Der Zorn des Adlers: Roman by Simon Scarrow

Der Zorn des Adlers: Roman by Simon Scarrow

Autor:Simon Scarrow [Scarrow, Simon]
Die sprache: de
Format: mobi, epub
Herausgeber: Random House DE
veröffentlicht: 2011-12-09T05:00:00+00:00


19

»Auf, meine verpennten Fräuleins!«, brüllte Zenturio Hortensius, den Kopf in Macros Zelt gesteckt. Macro lag im Tiefschlaf auf seinem Feldbett und schnarchte dröhnend. An der einen Wand des Zeltes war Cato auf der Schreibtischplatte zusammengesunken, wo er am Truppenstärkebericht der Sechsten Zenturie gearbeitet hatte, als ihn schließlich der Schlaf übermannte. Auch draußen in der Zeltreihe der Zenturie schliefen die Männer tief und fest, und ebenso der Rest der Vierten Kohorte. Außer dem Oberzenturio Hortensius. Nachdem er sich um die Verwundeten gekümmert und die Anweisung erteilt hatte, eine heiße Mahlzeit für die Kohorte zuzubereiten, hatte er den Legaten aufgesucht, um Bericht zu erstatten.

Dass er nicht nur den Legaten, sondern auch den Oberkommandanten der gesamten römischen Truppen in Britannien antraf, kam recht überraschend. So müde Hortensius auch war, stand er doch stramm, die Augen gerade, als er den Patrouillengang der Vierten Kohorte in knappen Worten schilderte. Hortensius erstattete seinen Bericht im monotonen Tonfall des lang gedienten Professionellen und beschränkte sich dabei auf die nackten Tatsachen ohne irgendwelche Ausschmückungen. Fragen beantwortete er auf dieselbe Weise. Im Verlauf seines Berichts bekam Hortensius den Eindruck, dass der General mehr von seinen Antworten zu erwarten schien, als er ihm geben konnte. Der General stürzte sich selbst auf die kleinsten Einzelheiten, die die Druiden betrafen, und war entsetzt, als Hortensius von Diomedes’ Mord an den gefangenen Druiden berichtete.

»Er hat alle umgebracht?«

»Ja, Herr.«

»Was habt ihr mit den Leichen gemacht?«, fragte Vespasian.

»Wir haben sie in den Brunnenschacht geworfen, Herr, und den Brunnen dann aufgefüllt. Wir wollten ihren Kameraden keinen zusätzlichen Grund geben, uns das Leben schwer zu machen.«

»Nun, das war vernünftig«, antwortete Vespasian mit einem kurzen Seitenblick auf den General. Der setzte seine Befragung noch eine Weile fort, ließ aber schließlich von Hortensius ab und entließ ihn mit einer knappen Geste. Vespasian ärgerte sich, dass der General den bewährten Zenturio so beiläufig entließ.

»Noch etwas, Zenturio«, rief Vespasian ihm nach.

Hortensius blieb stehen und drehte sich um. »Ja, Herr?«

»Du hast deine Sache ausgezeichnet gemacht. Gewiss hätten nicht viele Kommandanten die Kohorte in dieser Situation so gut geführt wie du.«

Der Zenturio nahm das Lob mit einem leichten Nicken entgegen. Doch Vespasian wollte es nicht dabei bewenden lassen, deshalb sprach er die nächsten Worte besonders nachdrücklich aus. »Ich vermute, dass man deine Leistung mit einer Empfehlung oder Prämie belohnen wird …«

General Plautius blickte auf. »Ähm, ja … ja, natürlich. Irgendeine Prämie.«

»Du bist großmütig, Herr.« Diese Worte richtete Hortensius an seinen Legaten.

»Überhaupt nicht. Das hast du verdient«, erwiderte Vespasian knapp. »Jetzt nur noch eines. Wärest du bitte so freundlich, uns Zenturio Macro und seinen Optio zu schicken? Sofort, bitte.«



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